St. Michaelskirche in Habelsee


Aus alter Zeit

Habelsee hieß früher eigentlich Habelesheim. Irgendwann im Laufe des 6. Jahrhunderts gründete ein fränkischer Anführer mit Namen Habilo zusammen mit einigen Gefolgsleuten den Ort. Der Ortsname ergab sich aus dem Namen des Siedlungsführers und der Endsilbe -heim, also Habilos Heim. Die ersten urkundlichen Erwähnungen von Habelesheim stammen übrigens aus der Zeit um 900 n.Chr.

 

Steht man nun vor der Habelseeer Kirche, so fällt einem sofort die enge bauliche Verbundenheit von Kirche und Schloss auf. Früher war dieser Umstand noch augenscheinlicher, die Friedhofsmauer war nämlich viel höher als heute und der Schlossgraben umgab schützend auch die Kirche und den Friedhof. Kirche und Schloss bildeten also zusammen eine geschlossene Befestigungseinheit, in welcher der trutzige Kirchturm zweifellos eine wichtige Rolle spielte. Der Kirchweg der Dorfbewohner führte durch das Schloss, lediglich die Toten trug man auf ihrem letzten Weg durch ein eigenes Tor an der Nordostseite des Schlosses zu ihrer letzten Ruhestätte; hier überspannte eine leichtgebaute Holzbrücke den Schlossgraben, welche in Zeiten der Gefahr schnell abgebrochen werden konnte. Aus diesen Tatsachen kann man schließen, dass die Habelseeer Kirche ursprünglich als Schlosskapelle erbaut worden ist. Vermutlich irgendwann zwischen 1100 bis 1200 n. Chr. haben die „Herren von Habelesheim“ ihre Kapelle erbauen lassen und in Anlehnung an ihre eigene Ritterlichkeit den streitbaren Erzengel St. Michael zum Kirchenpatron erwählt.

 

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wird Habelsee zu einer eigenständigen Pfarrei, bis zu diesem Zeitpunkt war der Ort eine Filiale von Steinach. Eng, düster und feucht haben wir uns die Schlosskapelle vorzustellen. Bei den mehrfachen Belagerungen und Zerstörungen des Schlosses im Mittelalter bleibt sicherlich auch die Kapelle nicht von Schäden verschont. Im Jahr 1569 bekommt der Kirchturm sein Fachwerk aufgesetzt, wie eine entsprechende Jahreszahl belegt, die grob in einen Balken in der Glockenstube gehauen wurde. In dieser Glockenstube hängen heute drei Glocken. Die Kleinste von ihnen stammt aus dem Jahr 1415, ihre in Latein gegossene Umschrift lautet übersetzt: „O König der Ehre, komm mit Frieden! Gegrüßet seist du Maria“. Die beiden anderen Glocken mussten in den beiden großen Kriegen des 20. Jahrhunderts für „wichtige Kriegszwecke“ abgegeben werden. Heute hängen zwei neue Glocken an ihrer Stelle, die im Jahr 1951 bei der Firma Georg Hofweber in Regensburg gegossen wurden. Auf der einen Glocke steht: „ Durch die Liebe diene Einer dem Anderen“, auf der anderen kann man lesen: „ Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“.

 

In den Wirren und Schrecknissen des Dreißigjährigen Krieges wird vieles der Kircheneinrichtung zerstört oder fällt Plünderern in die Hände. Um die Habelseer Kirche nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder in einen brauchbaren Zustand zu versetzen, lässt der Schlossherr, Generalwachtmeister Johann Schaff von Habelsee, auf seine Kosten einen neuen Altar und eine Kanzel beschaffen, diese befindet sich auch heute noch in Gebrauch und gehört neben der Glocke von 1415 zu den ältesten Teilen der Kircheneinrichtung von St. Michael. Ihre heutige Gestalt erhält die St. Michaelskirche durch den Neubau des Kirchenschiffes im Jahre 1728, das Ergebnis ist ein geräumiges und helles Kirchengebäude, welches der Gemeinde reichlich Platz bietet. Vom alten Kirchenschiff bleibt nur noch der untere Teil der Südmauer stehen, während der Kirchturm bei diesen Bauarbeiten fast unverändert bleibt. Er steht in seinen untersten Teilen, die starken Mauern bezeugen dies, bestimmt schon an die 700 Jahre. Auch der Taufstein stammt aus dem Jahr 1728, er ist eine Stiftung des damaligen Schloßbesitzers, des Senatoren Daniel von Staudt, eine entsprechende Inschrift und das Familienwappen bezeugen dies. Die erste Orgel erhält die St. Michaelskirche 1737, sie ist ein Geschenk von Frau Bürgermeister Krauß aus Rothenburg, der Schwester des Schlossherren Daniel von Staudt. Mittlerweile versieht die 4. Orgel in der Habelseer Kirche ihren Dienst, sie hat 2 Manuale und 9 Register und stammt von der Orgelbauanstalt Strebel aus Nürnberg. Diese Orgel wurde damals für 4000 Mark im Zuge der Kirchenrenovierung 1911/12 angeschafft.

 

Während dieser Renovierung bekam der Altar sein jetziges barockes Aussehen, mit dem Schwerpunkt der Kreuzi- gungsszene und den Worten Jesu: „Es ist vollbracht!“. Auch das Buntglasfenster mit dem Bild des „Guten Hirten“ stammt aus diesen Jahren. Bei Erdarbeiten innerhalb der Kirchen entdeckte man damals Gräber von einstigen Schlossherren, die sich als Stifter und Wohltäter um die Kirche verdient gemacht hatten.

 

Von Juni 1986 bis September 1989 wurde die St. Michaelskirche innen wie außen unter der Mithilfe vieler Gemeindemitglieder mit viel Liebe renoviert. In den letzten Jahren machen immer wieder Pilger, die auf dem Jakobsweg unterwegs sind, Rast in der Habelseer Kirche, sie genießen die Ruhe und bewundern die stille Schönheit unserer Kirche.

 

Verfasser: Markus Mittmann (Habelsee)