4.4.2020 (Palmarum) - Papierandacht von Pfarrerin Dorothea Bezzel, Kirchengemeinde Rothenburg für die Menschen im Dekanat Rothenburg / Tauber
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Psalmgebet mit Worten aus Psalm 69 und dem Ruf des Palmsonntags:
Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.
Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist: ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen.
Ich habe mich müde geschrien, mein Hals ist heiser.
Meine Augen sind trübe geworden, weil ich so lange harren muss auf meinem Gott.
Erhöre mich, Herr, denn deine Güte ist tröstlich; wende dich zu mir, nach deiner großen Barmherzigkeit und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knechte, denn mir ist angst, erhöre mich eilends.
Nah dich zu meiner Seele und erlöse sie!
Ich bin elend und voller Schmerzen, Gott, deine Hilfe schütze mich!
Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
Amen
Evangeliumslesung: Johannes 12, 12-18:
Als die große Menge, die aufs Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem kommen werde, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: „Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.“ Das verstanden seine Jünger zuerst nicht; doch als Jesus verherrlicht war, da dachten sie daran, dass dies von ihm geschrieben stand und man so an ihm getan hatte. Die Menge aber, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, bezeugte die Tat. Darum ging ihm auch die Menge entgegen, weil sie hörte, er habe dieses Zeichen getan.
Lied EG 14,1.2 Dein König kommt in niedern Hüllen
Liebe Schwestern und Brüder!
Mit dem heutigen Palmsonntag beginnt die Karwoche.
Es ist zweifelslos eine besondere Woche im Kirchenjahr.
In vielen Sprachen heißt sie auch „Heilige Woche“ – besser kann man ihre Besonderheit kaum ausdrücken.
Viele Bräuche sind mit dem Palmsonntag und der beginnenden Karwoche verbunden: Mancherorts wurden Esel durch den Gottesdienstraum gezogen, um an den Einzug Jesu zu erinnern. Palmkätzchen stehen in unseren Vasen, Palmbuschen werden im katholischen Brauchtum geweiht.
Die Vorfreude auf Ostern wächst, auch wenn zunächst die schweren Tage der Karwoche kommen; auch wenn wir zunächst viel vom Leiden und Sterben Jesu hören werden.
So ist es normalerweise gewesen, so ist es uns vertraut, wichtig und – ja -auch heilig.
Doch in diesem Jahr wird alles anders sein.
Wir lernen gerade auf manche Vertrautheit zu verzichten, vermissen den Kontakt zu anderen Menschen, machen uns Sorgen um uns selbst, um unsere Lieben, um die fernen Nächsten.
Ein Schleier liegt in diesem Jahr über dem Beginn der Karwoche.
Dabei wird im heutigen Evangelium doch so eine wunderbare Geschichte erzählt: von Jesus, der arm und ohne Zeichen äußerer Macht auf einem Esel in Jerusalem einzog und der von den Bewohnern der Stadt so überaus herzlich willkommen geheißen wurde.
Als Kind dachte ich, Hosianna wäre ein Freudenruf – so etwas wie „Herzlich willkommen!“.
Denn auf allen Bildern zum Palmsonntag sehe ich begeisterte Menschen – Frauen, Männer, Kinder-, die den einreitenden Jesus mit Palmzweigen begrüßen.
Und auch in Liedern wird voll Freude „Hosianna“ gesungen.
Doch seitdem ich weiß, dass Hosianna ein Hilferuf ist, gehört die Geschichte vom Einzug Jesu endgültig zu meinen biblischen Lieblingserzählungen.
Hosianna, das heißt übersetzt: Hilf uns, jetzt, in diesem Augenblick!
Da geht es nicht um eine Vertröstung auf spätere Zeiten, sondern um die Zuwendung Gottes in eben jenem Moment des Rufens. Die Menschen, auf die Jesus trifft, rufen ihn um Hilfe an.
Um Hilfe in diesem Moment, um seine Zuwendung zu ihnen.
Und sie spüren in ihrem Herzen: Jesus kann helfen und heilen.
Er sieht die Not, die Sorge, die Angst, die Einsamkeit eines jeden.
Das ist das Tröstliche des Palmsonntags: Gott sieht uns und was uns im Leben bedrückt.
Auch heute, auch in diesen schweren Tagen.
Er will trösten, helfen und begleiten – als Friedenskönig, der zu uns kommt; als dienender und helfender Heiland.
Gebe Gott, dass wir diesen Trost spüren mögen.
Er schenke uns Hilfe in aller Not und Zuversicht für diese neue, die heilige Woche, die vor uns liegt.
Amen
Lied EG 11, 1-4 Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir
Gebet: Unser Gott, wie die Menschen in Jerusalem rufen auch wir:
Hosianna- hilf uns, Herr!
Hilf uns jetzt in dieser Zeit der Unsicherheit und Sorge, der Krankheit, der Angst und der Trauer.
Hilf uns, damit auch wir immer wieder helfen können.
Hilf uns, damit wir von deiner Liebe erzählen.
Begleite und behüte uns und unsere Lieben. Amen
Vater unser
Und so segne und behüte, beschütze und bewahre uns und unsere nahen und fernen Nächsten der barmherzige und gnädige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen
(Pfarrerin Dorothea Bezzel, Rothenburg)
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