Marienkirche in Steinach / Ens

Aus alter Zeit

Interessant ist an unseren Kirchen immer wieder die Frage nach dem „Wann?“

Leider lässt sich diese Frage auch im Fall der Steinacher Marienkirche nur ungefähr beantworten. Vieles weist aber darauf hin, dass sie in ihrer heutigen Form zu Anfang des 14. Jahrhunderts erbaut wurde. Zuvor hat vermutlich bereits eine Holzkirche existiert, von der es allerdings keinerlei Aufzeichnungen gibt.

Der Chor, die Tür zur Sakristei mit ihren sehenswerten schmiedeeisernen Beschlägen, das Sakramentshäuschen unter der Treppe zur Orgelempore, das nördliche Chorgestühl und die Hauptgeschosse des Turmes stammen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.

Auch die hinter dem Taufstein stehende Grabplatte stammt aus dieser Zeit. Sie zeigt ein Wappenschild das durch ein Querband geteilt ist. Der auf dem Wappen liegende Helm trägt einen Federbusch als Zierde, wie es in der Zeit um 1300 üblich war. Unter dem Wappenschild befindet sich ein Kelch. All diese Details weisen auf einen Priester adeliger Abstammung hin. Da die Grabplatte selbst keinerlei Inschriften trägt, kann nur vermutet werden, dass sie das Grab des Heinrich von Holzhausen hätte zieren sollen. Besagter Adeliger war Pfarrer in Steinach und Dekan des Landkapitels Windsheim. Später bekam er eine Chorherrenstelle am St. Gumbertus-Stift in Ansbach, wo er 1326 starb und auch begraben wurde.

Vermutlich auch in diese Zeit ist das östliche Chorfenster mit Resten der einstigen Verglasung einzuordnen. Zu sehen sind in Rautenform Teile einer Schwarzlotmalerei mit Eichenblattmotiv. Durch den Einbau der Orgelempore wurde leider nicht nur das Chorfenster verdeckt, sondern auch in Teilen eine Wandmale-rei, die auf die Mitte des 14. Jahrhunderts datiert wird. Das freigelegte Fragment links vor der Orgelempo-re zeigt einen geharnischten Reiter mit eingelegter Lanze. Der Ritter trägt einen Schild mit einem hellen Kreuz auf dunklem Grund und einen Heiligenschein um den Helm, auffallend ist auch die nach unten ge-richtete Lanzenspitze.

Aufgrund dieser Einzelheiten lässt sich schließen, dass es sich bei unserer Wandmalerei um den Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen handelt. Der Heilige Georg, der Drachentöter, der Beschützer der Jungfrauen, dürfte hier wohl speziell als der Beschützer der Jungfrau Maria, der Schutzpatronin der Steinacher Kirche gedacht sein.

Nach 1606 wurde die Steinacher Kirche umgebaut und erweitert. Zwischen Chor und Turm wurde ein brei-teres Langhaus eingefügt. Die sechseckige Kanzel mit ihren feinen in dreierlei Holzarten ausgeführten Ornamenten stammt aus dem Jahr 1608.

Aus diesem Zeitraum ist auch bekannt, dass das Pfarrhaus neu gebaut wurde. Vielleicht sollte hier noch erwähnt werden, dass die Steinacher Marienkirche eine sogenannte Wehrkirche war. Eine hohe Wehrmauer umschloss die Kirche samt dem Pfarrhaus. Im Jahr 1876 wird das mittlerweile stark baufällige alte Pfarrhaus abgerissen und durch den uns bekannten Bau ersetzt.

Im Jahr 1902 bekommt die Marienkirche im Zuge einer gründlichen Renovierung auch mehr Sitzplätze, da die Anzahl der Gemeindeglieder innerhalb von 50 Jahren von 543 auf 800 Seelen angewachsen war. Im Jahr 1908 fallen bedingt durch einen heftigen Blitzeinschlag umfangreiche Reparaturar-beiten am Turm und am Dach des Langhauses an. Zeitgleich entsteht an der Südseite, dort wo Turm und Kirche zusammenstossen, ein Treppentürmchen um einen zweiten Zugang zu den Emporen zu bekommen.

Die letzte große Renovierung der Marienkirche fand 1992/93 statt, am 28.März 1993 wurde die Kirche von Dekan Rau neu eingeweiht.

Werfen wir zu guter Letzt noch einen Blick auf das Geläut der Steinacher Kirche. Es sind drei Glocken, die hoch oben im Kirchturm ihren Dienst verrichten. Die Älteste bereits seit dem Jahr 1359 wie es uns die Inschrift bezeugt: ANNO DOMINI MILESIMO CCC LV IIII (im Jahre des Herrn 1359). LUCAS MARCUS JOHANNES MATHEUS. Für die beiden anderen gilt, was für so viele andere Kirchenglocken in Deutschland auch gilt: Im Verlauf des I. Weltkrieges müssen sie zum Einschmelzen abgegeben werden. Nach Ende des Krieges wird eine gebrauchte Glocke zum Preis von 5000 Mark gekauft. Eine neue Glocke wird für 28000 Mark von der Glockengießerei Heller in Rothenburg angefertigt. Nach dem Ende des II.Weltkrieges beginnt das gleiche Spiel noch einmal von vorne. So hängen nun seit Oktober 1950 wieder drei Glocken im Turm der Marienkirche um die Steinacher zum Gottesdienst zu rufen.

 

Markus Mittmann, Habelsee