Predigten und Gottesdienste aus dem Dekanat Rothenburg

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Rogate mit Dekan Hans-Gerhard Gross
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17.05.2020 - Andacht mit Dekan Hans-Gerhard Gross

Andacht für zu Hause am Sonntag Rogate
17. Mai 2020

 

Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde,
so will ich alle zu mir ziehen. (Johannes 12,32)

 

Lied: EG 501  Wie lieblich ist der Maien

 

Gebet:

Ewiger Gott, Vater unseres Herrn Jesus Christus,

gib uns Mut, zu bitten,

gib uns Unruhe, zu suchen,

gib uns Freiheit, anzuklopfen,

dass wir aus deiner Fülle empfangen,

in deiner Tiefe finden

und Zugang haben zu deiner großen Barmherzigkeit.

Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen.

 

Lesung: 1. Timotheus 2,1-6

 

Lied:  EG 133 Zieh ein zu deinen Toren (Strophen 1,5 und 8)

 

Bibelwort: Matthäus  6,5-15

Jesus lehrte seine Jünger und sprach:

Wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten:

Unser Vater im Himmel!

Dein Name werde geheiligt.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.

Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

 

Auslegung:

 Liebe Schwestern und Brüder,

Martin Luther hat einst das Beten als das Handwerk eines Christen bezeichnet. Am Sonntag Rogate—Betet  -  geht es genau um dieses Handwerk. Wie weit aber beherrschen wir dieses Handwerk?

Mit Schülern und Konfirmanden habe ich  den Versuch gemacht, das herauszufinden. Ich sagte ihnen: „beten ist doch ganz einfach“. Ich brauche mich doch lediglich zu fragen, wofür ich heute Gott danken könnte  und worum ich ihn bitten möchte. Und so begann ich mit dem Impulssatz: „Gott ich danke dir“ und die Jugendlichen konnten ihre Danksätze nach und nach einbringen und nach dem Impuls „und ich bitte dich“ ihre Bitten an Gott formulieren.

Das hört sich leichter an, als es letztlich war. Denn die jungen Menschen taten sich schwer, Gott als einen ganz normalen Gesprächspartner anzusehen, dem man vielleicht sogar ganz banale Dinge des Alltags anvertraut. Beten erschien ihnen sogar als etwas sehr Kompliziertes und Schwieriges.
Mit ihrer Unsicherheit aber sind sie nicht allein. Es gibt ganz gewiss auch unter den Erwachsenen viele, die gerne beten würden, aber sie wissen nicht, wie es geht. Als sie Kinder waren, hat nie jemand mit ihnen gebetet. So haben sie nie beten gelernt. Heute sind sie erwachsen. Sie haben selbst Kinder und möchten mit ihnen beten. Aber beten – wie geht das?

Das war auch die Frage der Menschen zur Zeit Jesu, es war die Frage seiner Jünger. Jesus antwortet ihnen: wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten:  Unser Vater im Himmel!

Jesus lehrte also die Seinen das „Vaterunser“, wie wir dieses Gebet nennen. Nun beten die Menschen es seit 2000 Jahren. Es wurde zum Gebet, das die ganze Welt umspannt. Es vergeht keine Sekunde, in der es nicht irgendwo auf der Erde gebetet wird. Das Vaterunser verbindet alle Christen: evangelische und katholische, orthodoxe und anglikanische,...

Und gerade in dieser Zeit hat uns das Vaterunser wunderbare Dienste geleistet. Es hat uns verbunden—und verbindet uns weiterhin—unabhängig von Ort und Sprache. Es hat uns geholfen, Sprache zu finden in aller Sprachlosigkeit. Es hat uns vor Gott geeint über alle Grenzen hinweg.

In  Tansania habe ich erlebt, wie das ist, wenn Menschen verschiedener Sprache sich gleichzeitig Gott im Gebet anvertrauen.  Wer da zuhört, mag denken: ein riesiges Durcheinander. Es ist aber eben kein Durcheinander, sondern das gemeinsame Gebet zu Gott. Jeder und jede weiß sich Gott im Gebet verbunden, über die Grenzen von Sprachen, Kulturen und Zeiten hinweg.

Das Vaterunser gibt Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen durch die feste Form Halt und Sicherheit. Es befreit davon, im Gebet originell zu sein oder die richtigen Worte finden zu müssen. Das Vaterunser besteht aus Worten, die in mir lebendig sind. Gewachsen und vertraut seit Kindertagen, in unzähligen Gottesdiensten gebetet. Bei besonderen und alltäglichen Ereignissen. Allein und in Gemeinschaft. Einfach nur gesprochen, Halt in der Form findend, aber auch hinterfragt und durchdrungen. Martin Luther hat im Kleinen Katechismus jede Bitte des Vaterunsers hinterfragt und durchdrungen. Sie finden das im Evangelischen Gesangbuch ab der Seite 1557.

Mir persönlich tun die vertrauten Worte des Vaterunsers gut. Egal wo ich bin und was mich sonst alles beschäftigen mag, in dieses Gebet kann ich mich hineinfallen lassen, ohne nachdenken zu müssen. Millionenfach wird es heute gebetet zu Hause in den Gottesdiensten überall auf der Welt. Nicht vereinzelt. Nicht zaghaft. Kraftvoll. Weltumspannend. Verheißungsvoll. Dein Reich komme! Amen.

 

Lied: EG 279 Jauchzt, alle Lande, Gott zu Ehren (besonders: 1-2. 8)

 

 Gebet:

Herr Jesus Christus, wir danken dir, dass du dir deine Kirche aus allen Ländern und Kontinenten zusammen rufst.

Heute am Sonntag Rogate, den wir auch als Partnerschaftssonntag
feiern, schließen wir unsere Partner und Freunde im Dekanat Hai am Kilimanjaro ins Gebet mit ein und rufen zu Gott, unserem himmlischen Vater:

Segne den Dienst des neuen Dekans Biniel Mallyo, aller Pfarrerinnen und Pfarrer, aller Mitarbeitenden im Dekanat Hai, dass ihnen der Mut und die Zuversicht im Angesicht der vielen Probleme nicht ausgehen.

Segne Familie Kammleiter und alle Mitarbeiter an der Handwerkerschule, dass sie unbeirrt und unter deinem Schutz am wichtigen Werk für die tansanischen Jugendlichen weiter arbeiten.

Lass alle Landwirtschaftsprojekte in unserem Partnerdekanat wachsen und gedeihen. Gib gutes Wetter für eine gute Ernte.

Wir befehlen dir alle Menschen, die mühselig und beladen sind, dass du sie erfrischst und erquickst.

Wir bitten dich für die Kranken und Leidenden: Schick’ ihnen Zeichen deiner Nähe und Hilfe.

Wir bitten dich für die Regierenden, dass sie dem Wohl der Menschen dienen, für den wahren Frieden und für die Rechte der Menschen eintreten.

Herr Jesus Christus, du bist der Herr der Welt, dir sei Lob und Ehre, der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Vaterunser

 

Lied: EG 369,7 Sing, bet und geh auf Gottes Wegen

 

 

Gott segne uns und behüte uns.
Gott lasse das Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Gott erhebe das Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen. 

 

 

 

Dekan Hans-Gerhard Gross

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