Predigten und Gottesdienste aus dem Dekanat Rothenburg

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Exaudi mit Diakon Jörg Schwarzbeck (Steinsfeld)
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24.05.2020 - Andacht mit Diakon Jörg Schwarzbeck (Steinsfeld)

 

"Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen." (Joh 12,32)

 

Lied: EG 162 Gott Lob, der Sonntag kommt herbei

 

Gebet:

Christus, König der Herrlichkeit,

du bist erhöht über alle Welt und siegreich emporgestiegen

über alle Himmel.

Stille unseren Durst nach Leben durch deine Gegenwart

und sende uns deinen Geist,

der Leben schafft und erhält.

Der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und regierst

von Ewigkeit zu Ewigkeit.  AMEN

 

Lesung: Joh 16,5–15 

 

Lied:  EG 136 O komm, du Geist der Wahrheit

 

Bibelwort: Jer 31,31–34

Der neue Bund

31 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen,

32 nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr;

33 sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.

34 Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

 

Auslegung:

Liebe Gemeinde!

Damit du lebst.

Zitternd hebt der Prophet Jeremia die Scherbe auf, auf der diese drei Worte stehen. Allein sie sind übrig geblieben. Damit du lebst! Immer wieder hat Jeremia ihnen dieses Unheil prophezeit. Kapitel um Kapitel hat er sein Volk ermahnt, dass sie die falschen Bündnisse schließen Nicht dem Propheten im eigenen Land, sondern diesen falschen Propheten haben sie geglaubt.

Gott fehlt. Mir.

Ich glaube, liebe Gemeinde, diese drei Worte kennen sehr, sehr viele Menschen auch in unserer Zeit. Mag sein, sie beziehen sich nicht immer auf Gott, doch allemal auf das Gefühl, einsam zu sein und irgendwie verloren gegangen. Manchmal gibt es Wüstenzeiten im Leben, in denen man sich so elend fühlt und angeschlagen und ungesehen. Ich verstehe das. Manchmal kommt Gott einem so unverständlich vor. So fern. So abgehoben von der Realität. Und für viel zu viele ist Gott sowieso schon längst unbekannt verzogen. Keine Ahnung, wo er wohnt, sagen sie. Wie er heißt. Was er tut. Was er will. Und gerade jetzt, wenn es in den Kirchen heißt: „Er ist aufgefahren in den Himmel“, fragen sie: Was soll das sein? und feiern lieber Vatertag. Es sei ihnen gegönnt.

Still, liebe Gemeinde. Damit wir ihn hören können:

 

 

Ich will einen neuen Bund schließen, sagt Gott. Nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit euren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen … sondern das soll der Bund sein: Ich will mein Gesetz in euer Herz geben und in euren Sinn schreiben, und ihr sollt mein Volk sein und ich will euer Gott sein.

 

Damit sie leben.

Ein neuer Bund. Neu, denn der Bund ersteht aus dem Staub: Gottes Verheißung kommt aus der Tiefe und nicht aus der Höhe.

In diesem neuen Bund „erkennen alle, klein und groß“, Kind und Mann und Frau, wer ich bin, spricht Gott. Erkennen ist im Hebräischen ein wunderschönes Wort. Es wird gebraucht, wenn zwei ihre Liebe zueinander entdecken und die Sehnsucht sie treibt, sich zu vereinen. Was für ein Bild für diesen neuen Bund des Lebens! Er wird geboren aus der Liebe zwischen Gott und Mensch, die nichts Menschliches auslässt. Nichts, was uns unglücklich macht und zerbrechlich. Aber auch nichts, was uns so glücklich sein lässt. Der neue Bund ist geprägt von dem Gedanken, dass ein Mensch, wenn er liebt, nicht zerstören kann und will. Dass er alles dafür tut, damit die Landschaft blüht. Dass das Brot gerecht verteilt wird. Dass er die Zerbrechlichkeit eines jeden Lebens würdigt – und deshalb im Getöse der Welt die Stille übt.

 

Still, damit wir Gott hören – in dieser Stadt. In diesem Land. Still, damit du hörst, wie du lebst! Gott will, dass du lebst, wie du lebst. Er bindet dich ein in seiner Liebe und lässt dich deshalb los. So wie Väter und Mütter auch loslassen müssen. Hoffend, dass die Losgelassenen Freiheit und Erkenntnis in sich vereinen. Zärtlich liebt sich Gott in dein Herz hinein, damit du in die Welt hinausgehen kannst. Stark. Damit du Bündnisse für das Leben schließt. Für das Leben und gegen den ganzen Irrsinn der tobenden Welt. Bündnisse, damit nicht nur du und ich, sondern alle leben. Aufrecht, frei, mit Perspektive und Horizont. Damit kein Mensch mehr sagt: Gott fehlt. Mir. In dieser Stadt. In diesem Land. In dieser Welt. Sondern, im Gegenteil, wo das Herz erkennt: Gott wohnt hier. Mitten unter uns. Mitten unter uns Losgelassenen.

 

Und wir nun? Wir losgelassenen Geliebten Gottes, aus dem Osten und Westen, Süden und Norden? Es ist uns so viel Neues verheißen. Deshalb kann es doch sein, dass wir eines Abends – am liebsten heute schon - unter blühenden Linden sitzen und uns einig sind. Und in Gedenken an den weisen Jeremia lassen wir eine Scherbe von Hand zu Hand gehen und fangen an von unseren Lebensworten zu erzählen. Wie wir hoffen, was wir glauben, wen wir lieben. Und voller Dankbarkeit erkennen wir, dass unser Leben eine Richtung hat. Sinn. Dass da so viel Licht ist und Kraft. Dass Trost uns erreicht hat inmitten mancher Untröstlichkeit. Und wir schauen die Scherbe und brechen das Brot darauf. Zum Zeichen des neuen Bundes. Verbunden mit allen, die da hungern und dürsten nach Gerechtigkeit … und siehe, wir leben!

 

Denn der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahrt unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.           Amen

 

Lied: EG 195 Allein auf Gottes Wort will ich

 

Gebet:

Allmächtiger, barmherziger Gott,

du bist uns Menschen gleich geworden in Christus, deinem Sohn.

Er herrscht mit dir über Himmel und Erde und tritt für uns ein.

 

Durch ihn bitten wir dich:

Für alle, die Christus als den wahren Herrn verkünden:

Gib ihrem Zeugnis Kraft durch deinen Heiligen Geist.

 

Für alle, denen du Macht über andere verliehen hast:

Gib ihnen den Mut, den Menschen zu dienen.

 

Für alle, die Angst haben vor der Zukunft:

Stärke ihr Vertrauen auf Christus und seine Gegenwart.

 

Für alle, die sich nach Trost und Hilfe sehnen:

Sende sie in der Kraft deines Geistes.

 

Für alle, die in diesen Tagen unterwegs sind:

Behüte sie auf ihren Wegen und führe sie gut ans Ziel.

 

Für unsere Verstorbenen:

Lass ihnen das Licht deiner Herrlichkeit leuchten.

 

Allmächtiger, ewiger Gott, dein Sohn ist uns vorangegangen auf dem Weg zum Leben. Durch ihn loben wir dich, durch ihn beten wir dich an, durch ihn danken wir dir in deiner Kirche, heute und jeden Tag, in Ewigkeit. AMEN 

 

Vaterunser

 

Lied: EG Christ ist erstanden

 

Gott segne uns und behüte uns.

Gott lasse das Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Gott erhebe das Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen. 

 

Bild 1 Damit sie leben - spielendes Kind

Bild 2 Regenbogen- Gottes Bund mit uns Menschen

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